Sollten wir in den Schmerz trainieren? →

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Chronische muskuloskelettale Schmerzen stellen eine große Herausforderung für Kliniker und Forscher dar.

Obwohl der Nutzen von Bewegungsinterventionen in diesem Kontext gut belegt ist, sind die genauen Mechanismen noch unklar und es besteht Unsicherheit über die optimale Dosis und Art der Übungen.

Traditionell wird versucht, Schmerzen zu vermeiden oder zu lindern, aber es gibt einen Paradigmenwechsel hin zu einem biopsychosozialen Modell, das Schmerzen in einem breiteren Kontext betrachtet.

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Zentrale und periphere Sensibilisierung

Zentrale Sensibilisierung beschreibt eine erhöhte Reaktionsfähigkeit von nozizeptiven Neuronen im zentralen Nervensystem (ZNS).

Charakteristisch dafür sind Hyperalgesie (erhöhte Schmerzempfindlichkeit) und Allodynie (Schmerzempfindung bei normalerweise nicht schmerzhaften Reizen).

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Immunsystem

Das Immunsystem spielt eine wichtige Rolle bei chronischen Schmerzen.

Es wird durch verschiedene Prozesse aktiviert, darunter Entzündungen und Autoimmunreaktionen, die zu einer langfristigen Hyperalgesie und Allodynie führen können.

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Affektive Aspekte von Schmerzen

Schmerzbezogene Angst und negative emotionale Zustände wie Kinesiophobie (Bewegungsangst) und Katastrophisieren können die Schmerzempfindung verstärken und zur Chronifizierung beitragen.

Selbstwirksamkeit und das Reduzieren von Katastrophisieren sind wichtige Faktoren für den Erfolg von Selbstmanagement-Interventionen.

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1. Mechanismen zur Schmerzbewältigung durch schmerzhafte Übungen:

Affektive Aspekte

Schmerzbezogene Angst kann durch schmerzhafte Übungen reduziert werden, indem Patienten lernen, dass Schmerzen nicht zwangsläufig Gewebeschäden bedeuten.

Dies kann zu neuen, hemmenden Assoziationen führen und die Amygdala-Aktivität reduzieren.

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2. Mechanismen zur Schmerzbewältigung durch schmerzhafte Übungen:

Zentrale Schmerzprozesse

Bewegung kann einen schmerzlindernden Effekt haben, der als exercise-induced hypoalgesia (EIH) bekannt ist.

Schmerzhafte Übungen können zu einer stärkeren EIH führen, da sie höhere Belastungen und Dosen beinhalten.

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3. Mechanismen zur Schmerzbewältigung durch schmerzhafte Übungen:

Immunsystem

Durch schmerzhafte Übungen, die in einem Rahmen durchgeführt werden, der die Angst vor dem Schmerz reduziert, könnte die Aktivität des sympathischen Nervensystems positiv moduliert werden, was zu einer Verringerung der Entzündungsreaktion führt.

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Limitationen und Implikationen

Diese Ansätze basieren zunächst auf konzeptuellen Modellen und vorläufigen Daten.

Die Mechanismen sind sowohl bei schmerzhaften als auch bei schmerzfreien Übungen ähnlich, und die aktuelle Evidenz zeigt nur geringe Unterschiede in der Wirksamkeit .

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Die Meta-Analyse "Should exercises be painful in the management of chronic musculoskeletal pain? A systematic review and meta-analysis" bringt es wie folgt auf den Punkt:

Schmerzhafte Übungen bieten bei chronischen Muskel- und Skelettschmerzen einen kleinen, aber signifikanten kurzfristigen Vorteil gegenüber schmerzfreien Übungen.

Mittel- und langfristig gibt es jedoch keine eindeutige Überlegenheit einer der beiden Behandlungsmethoden.

https://doi.org/10.1136/bjsports-2016-097383.

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